Diagnose Mittelstand 2017
Diagnose_Mittelstand_2017 Mit der Diagnose Mittelstand 2017 legt der Deutsche Sparkassen- und Giroverband zum 16. Mal repräsentatives Datenmaterial zur Situation und Zukunft der mittelständischen Unternehmen in Deutschland vor.
Der Mittelstand ist ein bedeutender Teil der deutschen Wirtschaft – dementsprechend wichtig ist es, dass er auf die zukünftigen Herausforderungen vorbereitet ist. Sein Ideenreichtum in der Digitalisierung ist dabei mitentscheidend über Erfolg oder Misserfolg in den nachfolgenden Jahren.
Wie bei allen außergewöhnlichen Neuerungen gibt es bei der Digitalisierung für die mittelständischen Unternehmen nur wenige feste Orientierungspunkte. Welche Investitionen sich wann lohnen, lässt sich kaum verlässlich vorhersagen. Die Antwort wird auch je nach Branche, Größe des Unternehmens und Wettbewerbsverhältnisse unterschiedlich ausfallen. Daher ist die abwartende Haltung vieler Mittelständler nachvollziehbar. Die Transformation läuft schleppend – das spiegelt sich auch in den Umfrageergebnissen der Diagnose Mittelstand 2017 wider: Nur 10,4 Prozent der 403 befragten Sparkassen sagen, dass ihre Firmenkunden einen „fortgeschrittenen“ Stand bei der Digitalisierung aufweisen können. In 77,6 Prozent der Unternehmen sei die Digitalisierung zumindest schon „in Teilbereichen umgesetzt“.
Zum Standort Oberhausen erklärte Bernhard Uppenkamp, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Oberhausen „Wir sehen bei unseren Mittelstandskunden in Oberhausen ein hohes Interesse an digitalen Bankdienstleistungen und unseren Software- und Hardwareprodukten. Dies erstreckt sich von den papierlosen Kontoauszügen im ePostfach bis hin zum scanbaren GiroCode auf Rechnungen, um Endkunden die umständliche Erfassung der IBAN zu ersparen.“
Am besten auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet ist die Industrie. Von den Industrie-Unternehmen haben 62 Prozent der Umfrage zufolge einen „weit fortgeschrittenen oder fortgeschrittenen“ Stand bei der Digitalisierung. Ein Drittel hat sie „in Teilbereichen umgesetzt“. Es folgen der Dienstleistungssektor und der Handel, wo 34,6 beziehungsweise 27,1 Prozent der Unternehmen „weit fortgeschritten oder fortgeschritten“ bei der Digitalisierung sind. Im Baugewerbe trifft das nur auf jeden 32. Betrieb zu, im Handwerk sogar nur auf jeden 83.
Wenige Überraschungen ergeben sich für den Stand der Digitalisierung bei der Betrachtung der Unternehmen nach Umsatzgröße. Je größer die Firmen, desto fortschrittlicher sind sie in der Regel. Handlungsbedarf besteht vor allem bei den Mittelständlern mit einem Umsatz von bis zu fünf Millionen Euro. Lediglich jeder 25. hat schon tiefergreifende Digitalisierungsmaßnahmen umgesetzt.
Als größtes Digitalisierungs-Hemmnis sieht Bernhard Uppenkamp die Mentalität in den Unternehmen. „Außerdem scheuen viele Mittelständler offenbar den Investitionsaufwand. Dabei ist es einer der größten Vorteile der Digitalisierung, dass sie langfristig die Kosten senken und effizienter produzieren können“, berichtete Uppenkamp weiter.
Angesichts dieser Analyse sollte die Wirtschaftspolitik weitere Anstrengungen unternehmen, um die Digitalisierung im deutschen Mittelstand zu erleichtern. Dazu gehören der schnelle Ausbau der Glasfasernetze, die weitere Anpassung des Rechtsrahmens sowie Investitionen in Bildung und Ausbildung. Aber auch eine noch höhere Priorisierung der Thematik ist nötig. Dies könnte durch Schaffung eines eigenen Ressorts in der Bundesregierung nach dem Vorbild der EU-Kommission geschehen.